Archiv 2.0 – Digitales Archivgut, Virtualisierung und „Collaboration“

04Apr2011

Baukunst in Archiven - Gedächtnis der Generationen aus Papier und Bytes

Montag, 04.04.2011 | 19:30 Uhr | Domforum, Domkloster 3, 50667 Köln | Eintritt frei | Keine Anmeldung erforderlich | Eine Veranstaltung des AFR Architektur Forum Rheinland Die Entwicklungen des digitalen Zeitalters stellen auch neue Anforderungen an die Arbeit von Archiven, insbesondere von Baukunstarchiven. Sie beinhalten damit nun auch hier viele neue Möglichkeiten. In der zu Ende gehenden Zeit des vorherrschenden Papiers als Nachlässe aus Planungsprozessen kommen nun digitale Archivalien auf die Archive zu. Dazu stellen sich zum einen Fragen zur dauerhaften Sicherung und einem langfristigen verfügbar halten von z.B. CAD-Daten. Zum anderen ergeben sich damit auch neue Möglichkeiten, Archivalien als Daten austauschbar zu machen, z.B. über das Internet. Wenn dieser Weg beschritten wird, stellt sich als nächste Frage, wie es mit den analogen Beständen gehalten wird. Diese können sukzessive digitalisiert und ebenfalls digital verfügbar gemacht werden. Dieser Vorgang fordert allerdings große Ressourcen an Personal, Finanzmitteln und Ausstattung über die bisherige Arbeit der Archive hinaus. Die Vorteile liegen auf der Hand: Archivrecherchen können deutlich vereinfacht und Wege zu den Archiven vermieden werden. Empfindliches Archivgut kann durch selteneres „ausheben“ geschont werden. Verstreute Bestände können über digitale Vernetzungen zusammen bearbeitet werden. Dr. Hans-Dieter Nägelke, Leiter des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin, stellt die Arbeit seiner Institution vor, die diesen Weg schon länger beschreitet. Über den Internetauftritt des Berliner Architekturmuseums (http://architekturmuseum.ub.tu-berlin.de) sind inzwischen ca. 120.000 Zeichnungen, Drucke und Fotografien, hoch auflösend digitalisiert, allgemein verfügbar gemacht worden. Dank einer Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft konnten die Archivalien seit 2006 im Rahmen der Digitalisierungskampagne DIGIPLAN gescannt, sicher archiviert und der Forschung zur Verfügung gestellt werden. Dr. Florian Gläser, Archivar und Unternehmensberater, Köln, geht mit seinen Vorschlägen über diese Errungenschaften noch weiter hinaus. Er stellt in seinem Vortrag „Archiv 2.0 – Virtualisierung und Collaboration“ große Hindernisse für Forschung auf der Grundlage architekturbezogener Dokumentation fest: die disparate Quellensituation und die „Unhandlichkeit“ architekturspezifischer Formate. So befinden sich Nachlässe von Architekten möglicherweise in anderen Archiven oder Archivbeständen als die komplementären Unterlagen der Bauverwaltung oder der Bauherren. Verschiedene Archive weisen je nach Sammlungsauftrag unterschiedliche Bestandsstrukturen auf, die eine Orientierung oder das Wiederauffinden der Dokumente erschweren. „Ein Ansatz zur Lösung beider Problembereiche ist ein virtuelles Architekturarchiv auf der Grundlage digitaler Dokumente, das viele unterschiedliche Quellen kanalisiert, bündelt, strukturiert und bereitstellt. Zu leisten ist das nur durch eine kollaborative Arbeitsweise, wie sie beispielsweise durch „Wikis“ unter dem Stichwort „Web 2.0“ ermöglicht wird. Eine komplexe Vernetzung aller Beteiligten ermöglicht nicht nur einen leichteren Zugang zu den Dokumenten, sondern auch eine Dynamisierung des Zusammenspiels von Überlieferungsbildnern, Archiven und forschenden Archivbenutzern. Hierfür könnte eine Plattform geschaffen werden, auf der in strukturierter Form Dokumente eingestellt, kommentiert und diskutiert sowie Verbindungen zu anderen relevanten Informationen geschaffen und gepflegt werden. Die Zulassungen für die verschiedenen Bearbeitungsmöglichkeiten ließen sich unterschiedlich konfigurieren, um die Qualität der Beiträge zu erhalten.“